- Ausstellung: Die Kunst des Lesens im Mittelalter
Lassen Sie uns eine Reise durch das mittelalterliche Europa unternehmen und die zahlreichen Facetten entdecken, in denen sich Lesen im Mittelalter manifestierte.
Wir beginnen in den Klöstern, wo das lateinische Wort (latinitas) schon im frühen Mittelalter kultiviert wurde, und gehen von dort aus weiter zu den weltlichen Höfen des Hoch- und Spätmittelalters. Die Einstellung des Adels zum Lesen änderte sich im Verlauf des Mittelalters: Die Fähigkeit, Lesen und Schreiben zu können, gehörte zu den Fähigkeiten, die zivilisierte Ritter und höfische Damen besitzen sollten. Ihre Interessen führten zur Herausbildung neuer literarischer Genres.
Von dort gelangen wir in die Städte, wo sich eine wachsende Anzahl selbstbewusster Kaufleute, Handwerker und Patrizier an den Höfen orientierte, während sie zugleich das Schreiben und Lesen für ihre eigenen Zwecke adaptierten. Da der Begriff der litterati im Mittelalter speziell für Menschen verwendet wurde, die die lateinische Sprache beherrschten, betrachten wir im Anschluss die Bedeutung des Lesens in der Volkssprache. Literarische Werke, die an den Höfen entstanden, sind einige der frühen und bekanntesten Beispiele, aber die Volkssprache fand nach und nach auch Verwendung für die lateinisch dominierte religiöse Literatur.
Im Anschluss geht es nach Südosteuropa, um die Entwicklung des Lesens in den slawischen Sprachen zu betrachten. Danach besprechen wir einen integralen Bestandteil der Text-Kultur: Netzwerke des Lesens. Innerhalb einer Gemeinschaft wurden Bücher sowohl geteilt als auch gemeinsam gelesen (und oft auch laut vorgelesen).
Wenn wir auf Universitäten zu sprechen kommen, kehren wir in gewisser Weise in die kirchliche Hemisphäre zurück. Das Lesen und Diskutieren von Texten war (und ist) ein wesentlicher Bestandteil des Hochschullehrplans, und die Entwicklung der Wissenschaften basierte auf einer gründlichen Nutzung der älteren, maßgeblichen Texte.