- Ausstellung: Von Dada zum Surrealismus
- Die jüngere Generation
Einleitung
In den 1930er Jahren trat eine junge Generation jüdischer Künstler auf den Plan, darunter Jules Perahim (ursprünglich Blumenfeld) und Paul Păun (Zaharia Herşcovici).Perahim debütierte 1930 als Sechzehnjähriger in dem surrealistischen Magazin Unu (Eins). Im gleichen Jahr gründete er mit dem fünfzehn Jahre alten Păun und drei anderen Freunden das Avantgarde-Magazin Alge (Alge). 1945 war Păun einer der Hauptvertreter der Surrealistengruppe in Bukarest, das André Breton zur neuen Hauptstadt des Surrealismus erklärt hatte.
Während des Zweiten Weltkriegs mussten alle progressiven Gruppen in den Untergrund gehen. In der Nachkriegszeit gab es eine kurze Periode relativer Freiheit, bis sich 1947 das kommunistische Regime etablierte.
Jules Perahim
Jules Perahim (Bukarest, 24. Mai 1914 – Paris, 2. März 2008)
Jules Perahim, geboren als Iuliş Blumenfeld, war einer der führenden Vertreter der Bukarester Surrealistengruppe. Perahim machte sein Debüt in der surrealistischen Zeitschrift Unu (Eins). In den folgenden Jahren gab er zusammen mit anderen jungen Künstlern verschiedene progressive Zeitschriften heraus, die manchmal große Kontroversen auslösten. So wurden er und seine Mitherausgeber beispielsweise nach der Publikation von Pula (Der Schwanz) unter dem Verdacht festgenommen, Pornografie zu produzieren. Am 7. Februar 1932 erhielt Perahim seine erste Einzelausstellung in Bukarest, die Marcel Janco organisiert hatte. Zwischen 1936 und 1940 publizierte er regelmäßig sozial engagierte Zeichnungen in der progressiven Presse.
Als 1940 die Rassengesetzte eingeführt wurden und Perahim auch wegen seiner linken Sympathien gefährdet war, floh er in die Sowjetunion. Dort schickte man ihn in den Kaukasus und nach Armenien, wo er zu ungelernter Arbeit verpflichtet wurde. Perahim kehrte im August 1944 nach Bukarest zurück und verlegte sich auf den sozialistischen Realismus. Ab den fünfziger Jahren konzentrierte er sich auf Buchillustrationen und Bühnenbild-Entwürfe für das Theater, zwei Bereiche, die nicht so streng von der Zensur kontrolliert wurden. 1969 emigrierte er nach Frankreich. In Paris kehrte er zu seinem frühen surrealistischen Malstil zurück und nahm an zahlreichen Ausstellungen in Frankreich und anderen Ländern teil.
Surrealistische Komposition, 1931 Perahims Figuren zeigen noch eine gewisse Ähnlichkeit mit der menschlichen Anatomie, aber sie sind keine Wesen aus Fleisch und Blut mehr. Ihre Körper bestehen aus einer Art grauer Substanz, ähnlich wie Stein, typisch für die Weise wonach die Surrealisten Menschliches und Natürliches kombinieren um das surreale Gefühl zu erzeugen.
Organische Landschaft, 1932 Diese Landschaft Perahims ist nicht auf einen bestimmten Ort festzulegen. Es fehlt ein klar erkennbarer Horizont und die Darstellung wird von geisthaften Wesen bewohnt. Das Ergebnis ist eine Art Traumlandschaft.
Paul Păun
Paul Păun (Bukarest, 5. September 1915 – Haifa, 8. April 1994)
Paul Păun, geboren als Zaharia Herşcovici, war das jüngste von zwei Kindern des moldawisch-jüdischen Paars Helena und Rudolf Herşcovici. Er wählte das Pseudonym Paul Păun, als er noch auf dem Gymnasium war.
1930, im Alter von 15 Jahren, wurde er Mitglied der Avantgarde-Gruppe Alge und publizierte in der gleichnamigen Zeitschrift. Anfang 1940 war er Mitbegründer der Bukarester Surrealistengruppe. Neben seinen avantgardistischen Aktivitäten studierte Păun Medizin und beendete seine Ausbildung zum Chirurgen. Als jüdischer Arzt musste er im Zweiten Weltkrieg Monate lang in Lagern für russische Zwangsarbeiter arbeiten. Als es im Winter 1945 zu einem kurzen öffentlichen Bruch in der Surrealistengruppe kam, hatte Păun eine Einzelausstellung mit figurativen surrealistischen Tuschezeichnungen, auf die 1946 eine Gruppenausstellung folgen sollte.
Nach einem missglückten Versuch, Rumänien 1948 illegal zu verlassen, und nach der Ablehnung seiner ersten beiden Anträge auf Emigration nach Israel erhielt er 1961 schließlich die Ausreisegenehmigung. Er ließ sich in Haifa nieder und nahm seine Arztpraxis sowie seine künstlerischen Aktivitäten wieder auf. Er blieb bis in die 1990er Jahre aktiv und seine Tusche- und Bleistiftzeichnungen wurden immer größer.
Obwohl Paul Păun hauptsächlich als Dichter gilt, war er auch ein faszinierender Zeichner. Er war zwar Autodidakt, hatte sich die Zeichentechnik jedoch erstaunlich gut angeeignet und seine Linie hatte die Präzision eines ausgebildeten Fachmanns. Seine Zeichnungen sind entweder abstrakt oder surrealistisch, mit gespenstischen Räumen und Fragmenten von Gesichtern und Körpern.