- Ausstellung: Mode und Performance
- Starke Bande
Viele Modedesigner:innen verbanden ihre Namen mit bekannten Schauspieler:innen, wobei sich die künstlerische Zusammenarbeit sowohl auf der Bühne als auch im Alltag manifestierte.
Diese Partnerschaften trugen oft zum weltweiten Erfolg beider Persönlichkeiten bei. In jüngerer Vergangenheit hat sich die Verbindung von Schauspieler:innen, Musiker:innen und Modefirmen zu einem leistungsfähigen Kommunikationsinstrument entwickelt, um bestimmte Projekte zu fördern und zu "branden". Mode wird genutzt, um unvergessliche Momente der Popkultur zu schaffen: Man denke nur an Jennifer Lopez, die das berühmte Dschungelkleid von Donatella Versace trug, die es 20 Jahre später noch einmal überarbeitete und damit für Furore sorgte - und Google dazu veranlasste, die Bildersuche zu entwickeln!
Seit den Anfängen der Haute Couture gab es immer wieder solche Fälle: Charles Worth war der Favorit von Sarah Bernhardt, Mae West liebte die surrealistischen Entwürfe von Elsa Schiaparelli, Christian Dior kleidete bekanntlich die Tänzerin Margot Fonteyn ein - und ließ sich von ihr inspirieren. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Besonders interessant ist der Fall Maria Callas: Ihre Verwandlung in “Die Göttliche” wurde der italienischen Modeschöpferin Biki (Elvira Leonardi Bouyeure) zugeschrieben. Biki lernte Maria Callas 1951 kennen.
Von da an entwarf sie zusammen mit ihrem Schwiegersohn Alain Reynaud komplette Looks für die Opernsängerin. Dabei nummerierten sie Kleider und Accessoires, um ihr das Ankleiden zu erleichtern. Biki gab auch Ratschläge zu Gesten und Posen, um Callas' glamouröses Image auf der Bühne und im Alltag zu formen.
Eine der berühmtesten Partnerschaften - und Freundschaften - ist die zwischen Audrey Hepburn und Hubert de Givenchy.
Nachdem sie sich 1953 kennen gelernt hatten, arbeitete Givenchy 1954 zum ersten Mal mit Hepburn am Set des Films Sabrina zusammen, in dem sie die Rolle eines etwas verwahrlosten Teenagers spielt, der sich in Paris in eine Frau von Eleganz und Klasse verwandelt. Givenchy und Hepburn entwarfen dann gemeinsam alle Outfits für ihre Figur Jo Stockton in dem 1957 erschienenen Film Funny Face.
Die beiden arbeiteten auch 1961 für Frühstück bei Tiffany zusammen, der Hepburn endgültig zu einer Ikone der Modegeschichte Hollywoods machte. Das schwarze Kleid, das Hepburn in der Eröffnungsszene des Films trug, wurde zu einem der berühmtesten Kleider der Filmgeschichte.
Givenchy und Hepburn verband eine lebenslange Freundschaft. Sie nannte ihn ihren besten Freund und Givenchy sagte, dass er sie als seine Schwester betrachtete. Hepburn bevorzugte stets Givenchys Kreationen, sowohl auf als auch neben der Leinwand.
Ob bei Cecil Beatons Fotoshootings für die Vogue oder bei Preisverleihungen, selten sah man Hepburn in Outfits anderer Designer:innen. Selbst ihr Hochzeitskleid, das sie 1969 bei der Heirat mit ihrem zweiten Ehemann Andrea Dotti trug, wurde von Givenchy entworfen.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden Rom und Cinecittà zum Zentrum des italienischen Films und des internationalen Jet Sets. Eines der berühmtesten Ateliers, das die Stars dieser Zeit einkleidete, war das von Sorelle Fontana.
Eine besondere Kundin war Ava Gardner. Sie beauftragte die drei Schwestern Zoe, Micol und Giovanna Fontana nicht nur mit der Gestaltung ihrer gesamten Garderobe, sondern stellte den größten amerikanischen Filmproduktionsfirmen auch eine Bedingung: Alle ihre Kleider sollten aus dem Atelier stammen. Dies war dann auch der Fall bei ihren Filmen Die Bibel von John Huston, Das letzte Ufer von Stanley Kramer und Die barfüßige Gräfin von Joseph Mankiewicz.
Eine ihrer bekanntesten Kreationen für Gardner war das „Pretino“, ein knielanges, priesterrock-ähnliches Kleid aus schwarzer Wolle und Seide, das für einen Film bestimmt war, in dem die Schauspielerin die Rolle eines Monsignore spielte. Der Film wurde jedoch nie veröffentlicht. Das Kleid hieß ursprünglich „Morning Prayer“ und sollte violett sein. Stattdessen entschied man sich für ein schwarzes Kleid mit rotem Profil und violetten Knöpfen, ergänzt durch einen Monsignore-Hut mit Kordel und Quasten, genannt "Saturno", und eine Kardinalskette mit einem Kreuz auf der Brust.
Der Pretino diente als Inspiration für die gesamte Herbst/Winter-Kollektion 1956/57 von Sorelle Fontana, die in der Presse einen Skandal auslöste, da sie wegen der Verwendung des Rosenkranzes aus Perlen und Metall als blasphemisch angesehen wurde. Die Fontanas, selbst Katholikinnen, konnten beweisen, dass sie die Erlaubnis des Vatikans hatten, der dies bestätigte und ihnen ein Kardinalsgewand zur Nachahmung schickte. Papst Pius XII. war demnach weit weniger empört als die amerikanische Presse und lud die drei Schwestern 1957 begeistert zu einer Privataudienz ein.
Der vom Pretino faszinierte Regisseur Federico Fellini beauftragte seinen Kostümbildner Piero Gherardi, ein Kleid für Anita Ekberg in La Dolce Vita zu entwerfen, das an den Pretino erinnern sollte. Dies steigerte den Bekanntheitsgrad des Kleidungsstücks weiter, das bis heute in der westlichen Kultur verankert ist.
Für ein bevorstehendes Treffen von Catherine Deneuve - damals verheiratet mit dem britischen Fotografen David Bailey - mit Königin Elisabeth II. sollte ein französischer Designer beauftragt werden. Die 22-jährige Deneuve entschied sich entschlossen für Yves Saint Laurent. Dieser hatte 1961 mit seinem Geschäftspartner und damals auch Lebensgefährten Pierre Berge sein eigenes Label gegründet, nachdem er zuvor Designer bei Dior war. Saint Laurent entwarf dann auch Deneuves Garderobe für Luis Buñuels Film Belle de jour.
Deneuve und Yves Saint Laurent blieben bis zu seinem Tod 2008 enge Freunde. Deneuves Sammlung von YSL-Kleidungsstücken wurde 2019 im Rahmen einer großen Auktion bei Christie’s versteigert.
Fashion: Yves Saint-Laurent and Deneuve, Institut National de l'Audiovisuel, In copyright
Schauspieler:innen und die Wahl ihrer Kleidung und Designer:innen - privat wie im Rampenlicht - beeinflussten auch die öffentliche Wahrnehmung von Weiblichkeit und Männlichkeit - mal konformistisch, mal provokant. Obwohl Marlene Dietrich als glamouröse Femme fatale gesehen wurde, die von Damenschneider:innen und unangepassten Kostümbildner:innen eingekleidet wurde, bevorzugte sie für ihre Alltagsgarderobe Herrenschneider:innen. Bereits in den 1930er Jahren gehörte sie zu denen, die Frauen den Weg ebneten, Kleidung zu tragen, die bis dahin nur für Männer als angemessen galt.