- Ausstellung: Mode und Performance
- Mode für Bühne und Leinwand
Bald nach der Etablierung der Haute Couture - und der damit einhergehenden Anerkennung von Modedesigner:innen als vielseitige Kreative - rückte die Mode endgültig in den Mittelpunkt der Ideenfindung und Herstellung von Kostümen für unterschiedlichste Aufführungen. Einer der ersten Couturiers, die für Oper, Ballett und Theater arbeiteten, war Charles Frederick Worth, der berühmte Schauspielerinnen auf und neben der Bühne einkleidete.
Paul Poiret tat es ihm gleich und übertrug seinen Geschmack und seine Interessen auf seine Entwürfe für das Theater. Seine Vorstellung von Orientalismus spiegelt sich in fantastischen Entwürfen für Stücke wie Le Minaret (1913) von Jacques Richepin wider.
Die Zusammenarbeit von Coco Chanel mit Jean Cocteau für dessen Adaption von Sophokles' Antigone im Jahr 1922 war ein Meilenstein in der Geschichte des Avantgarde-Theaters und der intellektuellen, modernistischen Mode.
Chanels Rivalin Elsa Schiaparelli arbeitete ebenfalls eingehend mit Künstler:innen und speziell mit Cocteau zusammen, jedoch nie für das Theater. Stattdessen konzentrierte sie sich auf den Film. In den 1930er Jahren begann sie, Kostüme für Hollywood-Produktionen zu entwerfen. Höhepunkt war ihre Zusammenarbeit mit John Huston für dessen Film Moulin Rougetext in italic (1952) mit José Ferrer, Zsa Zsa Gabor, Suzanne Flor und Colette Marchand.
Jean Paul Gaultier verdankt seine Karriere als Kostümbildner der französischen Choreografin Régine Chopinot. Sie engagierte ihn 1983 für die Kostüme des Balletts Délices. Zwei Jahre später arbeiteten Gaultier und Chopinot erneut zusammen: Das Stück Le Défilé vereinte ihre beiden Welten, die des Balletts und die des Laufstegs.
Aber auch Gaultiers eigene Modekreationen wurden von Film und Theater beeinflusst: Die Maschinen-Maria aus Fritz Langs Film Metropolis diente ihm als Inspiration für das spitze rosa Satinkorsett, das Madonna 1990 auf ihrer Blond Ambition World Tour trug. Im Gegenzug bezieht sich Madonna in einigen ihrer Musikvideos wie Express Yourself und Material Girl auf Langs Film.
Auch das ikonische gestreifte Oberteil, das Gaultiers Ästhetik prägt, ist das Ergebnis seiner Liebe zum Kino und insbesondere zu Fassbinders Querelle.
Weil Kleidung und Mode so ausdrucksstark sind, haben sich Filmemacher:innen, Kostümbildner:innen und Modeschöpfer:innen gegenseitig inspiriert.
Die kreative Vision von Rainer Werner Fassbinder und, noch wichtiger, der Kostümbildnerin Barbara Baum waren Inspiration für Modedesigner:innen wie Miuccia Prada und Jean Paul Gaultier. Miuccia Prada sagte in einem Interview, dass sie für ihre Herbstmodenschau 2014 in Mailand von Brechts Theaterstücken und Rainer Werner Fassbinders Filmen, insbesondere von Die bitteren Tränen der Petra von Kant inspiriert wurde.
1997 lud der Choreograph Merce Cunningham die Modedesignerin Rei Kawakubo ein, mit ihm an dem Stück Scenario zu arbeiten, das an der Brooklyn Academy of Music in New York uraufgeführt wurde. Die Kollaboration war ein Aufeinandertreffen von Stilen und Weltanschauungen - und natürlich von Performances. Cunningham setzte der traditionellen Vorstellung von Tanz als einer eleganten Abfolge harmonischer Bewegungen einen neuen Stil entgegen, und Kawakubo entwarf Kleider, die nicht der natürlichen Form und dem Schönheitsideal des menschlichen Körpers entsprachen.
Tanz gab und gibt Modedesigner:innen die Möglichkeit, mit neuen Materialien und Techniken zu experimentieren, die speziell dafür entwickelt wurden, den Körper der Darsteller:innen zu betonen.
„Bei der Kreation der Kostüme für AEROS verwenden wir fließende Jerseys in prächtigen Farben und strahlende Anzüge aus Space-Dye-Stretchgarn, um die Geschwindigkeit der Bewegungen in den energetischen und lustigen Sequenzen einzufangen und die Sinnlichkeit der ästhetischen und magischen Elemente der Show zu betonen.“
Mit diesen Worten erklärte Luca Missoni die Space-Dye-Technik, die für die Kostüme des Balletts Step into my Dream verwendet wurde, das 1994 von David Parsons choreografiert und 2003 von der Romanian Gymnastics Federation für die Modern Dance Show AEROS aufgeführt wurde.