- Ausstellung: Essbare Pflanzen aus Nord- und Südamerika
- Die Kartoffel lieben lernen
KARTOFFEL (Solanum tuberosum L.)
Die Indianer verwendeten eine besondere Art Wurzeln, die sie Kartoffeln nannten, die wie Trüffel sind und ein paar Blätter haben. Sie sammeln Kartoffeln, lassen sie lange in der Sonne trocknen und brechen sie, um das herzustellen, was sie Chuño nannten, das viele Tage hält und als Brot dient.
José Acosta (1590) - ‘Historia natural y moral de las Indias’
Die Kartoffel stammt aus den Anden, wo die einheimische Bevölkerung viele Wildpflanzen domestiziert hatte. Kartoffelanbau gibt es seit mindestens 5000 Jahren. Kartoffeln sind bis heute ein wesentlicher Bestandteil der Andenkultur.
Spanische Eroberer brachten die Kartoffel nach Spanien, von wo aus sie sich in ganz Europa ausbreitete. Anfangs gab es Kartoffeln nur in botanischen Gärten, weil die Bevölkerung nicht bereit war, sie zu essen. Im Laufe der Jahre wurde jedoch der wahre Wert der Kartoffel erkannt und Ende des 18. Jahrhunderts war sie in Nordeuropa zum Grundnahrungsmittel aufgestiegen. Heute ist sie die viertwichtigste Nahrungspflanze der Welt und wird in mehr als 150 Ländern angebaut.
Mit geschätzt 1400 Arten ist Solanum die größte Gattung der Solanaceae (Nachtschattengewächse). Vermarktet wird aber nur eine einzige Art, Solanum tuberosum, von der einige wenige Sorten angebaut werden. Doch es gibt mehr als 200 Arten Wildkartoffeln in Amerika, und in den Anden werden je nach Bodenbeschaffenheit und Höhenlage mehr als 5000 Sorten angebaut. Leider gingen viele dieser Zuchtformen und ihre wilden Verwandten bereits verloren, nicht zuletzt als Folge des Klimawandels. Eine aktuelle Studie, die im „State of the World‘s Plant Genetic Resources for Food and Agriculture“ veröffentlicht wurde, prognostiziert, dass bis 2055 annähernd 22 Prozent der wilden Verwandten wichtiger Nahrungspflanzen wie Erdnüsse, Kartoffeln und Bohnen, aufgrund des sich verändernden Klimas verschwinden werden.
Obwohl die überwiegende Menge der angebauten Kartoffeln direkt dem menschlichen Verzehr dient, sind Kartoffeln auch eine wichtige Quelle für Stärke, die in der Lebensmittelindustrie als Verdickungsmittel verwendet wird. Kartoffeln werden für die Herstellung von alkoholischen Getränken wie Wodka und andere Spirituosen verwendet, spielen in der Pharma- und Textilindustrie als Grundlage für Klebstoff eine Rolle und finden Verwendung bei der Papierherstellung. In der traditionellen Medizin werden Geschwüre, Verbrennungen und Hautausschläge mit Kartoffeln behandelt.