Wie eine satirische Karte den Zustand der europäischen Nationen im Jahr 1914 darstellt
Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg, seine Ereignisse und Folgen, seine Opfer und Sieger, ist auch heute noch sehr lebendig.
Sie ist Teil des individuellen und kollektiven Gedächtnisses Europas und der Länder der Welt geworden. In diesem Blog stellt die Staatsbibliothek zu Berlin ein bemerkenswertes Stück aus ihrer Sammlung des Ersten Weltkriegs vor: eine satirische Karte der europäischen Nationen aus dem Jahr 1914.
England schaut grimmig mit der Dogge Irland im Rücken, zögert aber noch mit Hasenzähnen, seine Flotte einzusetzen. Frankreich ergreift schon von einem einzigen Fußtritt erschrocken die Flucht, Italien schaut fröhlich und mit den Händen in den Taschen zu, während ein riesiger russischer Soldat sich bemüht, die europäischen Streithähne samt und sonders zu verschlingen. Die Deutschen und Österreicher teilen hingegen „Hiebe“ in etliche Richtungen aus, pieken dem Russen in die Nase oder richten ihr Gewehr in den russischen Schlund.
Dies und mehr ist auf der satirischen Europakarte von 1914 des deutschen Zeichners Walter Trier (1890-1951) zu entdecken, der heute vor allem durch seine Illustrationen von Erich Kästners Kinderbüchern (Emil und die Detektive, 1929) bekannt ist.
Im Jahr 1936 musste Walter Trier aufgrund seiner jüdischen Abstammung und seiner Tätigkeit für satirische Zeitschriften aus Deutschland fliehen. Er arbeitete während des Zweiten Weltkrieges in London u.a. für das britische „Ministery of Information“ und entwarf anti-nationalsozialistische Karikaturen für Flugblätter.