Welche sind die Kulturhauptstädte Europas im Jahr 2025?
Mit dem Programm Kulturhauptstädte Europas wird jedes Jahr das reiche kulturelle Erbe in ganz Europa gewürdigt, indem die historische Bedeutung, das kulturelle Leben und das künstlerische Erbe der verschiedenen Städte und Regionen vorgestellt werden.
Im Jahr 2025 werden Städte in Deutschland und Slowenien den Titel tragen. Dieses Mal präsentiert sich eine Stadt mit einem ganz besonderen Konzept. Die Kulturhauptstädte Europas 2025 sind Chemnitz in Deutschland und Nova Gorica und Gorizia, Zwillingsstädte an der Grenze zwischen Slowenien und Italien. Dies ist das erste Mal, dass der Titel Europäische Kulturhauptstadt eine Stadt in zwei Ländern vereint.
Chemnitz, Deutschland
Chemnitz ist die drittgrößte Stadt des deutschen Bundeslandes Sachsen und liegt im Osten des Landes, etwa 40 Kilometer von der tschechischen Grenze entfernt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Chemnitz aufgrund seiner Industrie eine der wohlhabendsten Städte in Deutschland. Chemnitz und die umliegenden Regionen spielten eine wichtige Rolle für das Wachstum Deutschlands, insbesondere in der Textil-, Eisenbahn- und Autoindustrie.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden etwa 40 % der Stadt zerstört. Besonders hart traf es das Stadtzentrum: Es lag vollständig in Trümmern. In den folgenden Jahrzehnten gehörte die Stadt zu Ostdeutschland und war als Karl-Marx-Stadt bekannt. Das Stadtzentrum wurde im Stil der Moderne wiederaufgebaut.
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 wurde das Stadtzentrum mit einer Reihe von Restaurierungsarbeiten und Neubauten neu geplant. In diesem Jahr stimmten die Einwohner der Stadt dafür, den Namen Chemnitz wieder anzunehmen.
Diese turbulente Geschichte spiegelt sich in einer Vielzahl von Gebäuden in verschiedenen architektonischen Stilen wider.
In Chemnitz gibt es viele Jugendstil- und Bauhausgebäude aus dem frühen 20. Jahrhundert zu entdecken.
Außerdem finden sich hier zahlreiche Beispiele für moderne, konkrete, industrielle und brutalistische Architektur.
Die Industriegeschichte der Stadt spielt heute eine wichtige Rolle in der Denkmalpflege und Kultur. Das Industriemuseum Chemnitz ist ein Wahrzeichen auf der Europäischen Route der Industriekultur. Das nahe gelegene Erzgebirge war ein bedeutendes Bergbauzentrum und gehört seit 2019 zum UNESCO-Welterbe.
Zwei der größten Museen der Stadt sind in einer ehemaligen Bank und einem Jugendstilgebäude untergebracht – das Museum Gunzenhauser mit einer Sammlung von rund 2.500 modernen Kunstwerken und die Kunstsammlungen am Theaterplatz.
Im Jahr 2025 wird Chemnitz zusammen mit 38 anderen Kommunen in der Region den Titel Kulturhauptstadt Europas feiern.
Das Jahr steht unter dem Motto „C the Unseen“, das verborgene Schätze sichtbar macht. Chemnitz trägt den Beinamen „Stadt der Macher“. Genau das wird in Garagen und Fabrikgebäuden zu sehen sein, die zu Kunsträumen umfunktioniert werden, während in den Parks der Stadt Festivals, Aufführungen und Ausstellungen stattfinden.
Nova Gorica, Slowenien und Gorizia, Italien
Nova Gorica und Gorizia sind Zwillingsstädte an der Grenze zwischen Slowenien und Italien. Dieser einzigartige grenzübergreifende Ort steht im Mittelpunkt der Kulturhauptstadt Europas 2025. Es soll ein Fest der Einheit über Grenzen hinweg sein, mit dem Slogan: „GO! Borderless“
Gorizia liegt in der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien, am Fuße der Julischen Alpen. Nova Gorica wurde 1947 als neue Planstadt mit modernistischer Architektur von der sozialistischen Regierung Jugoslawiens errichtet.
Beide Städte liegen in einer hügeligen Landschaft mit Obst- und Weingärten. Durch sie fließt der Fluss Soča von den Julischen Alpen bis zum Golf von Triest.
Die internationale Grenze zwischen Slowenien und Italien verläuft über einen großen Platz, der sowohl als Piazza della Transalpina als auch als Trg Evrope („Europaplatz“) bekannt ist. Diese Grenze war von den 1940er bis in die 2000er Jahre geschlossen, als Slowenien der EU und dem Schengen-Raum beitrat. Seit 2011 werden beide Städte von einer gemeinsamen Verwaltung geführt.
Das Bahnhofsgebäude am Trg Evrope/ an der Piazza della Transalpina stammt aus dem Jahr 1906.
Diese Postkarte zeigt eine Ansicht von Nova Gorica im Jahr 1969.
Das neue Gebäude der öffentlichen Bibliothek von France Bevk wurde im Jahr 2000 eröffnet und von den slowenischen Architekten Vojteh Ravnikar und Robert Potokar entworfen.
Die Burg Gorizia stammt aus dem 12. Jahrhundert und diente im Laufe der Zeit unterschiedlichen Zwecken: sie war eine mittelalterliche Burg, ein Gefängnis und eine Kaserne. Heute beherbergt es das Mittelaltermuseum von Gorizia und ist von einem öffentlichen Park umgeben.
Die Kathedrale der Stadt wurde im 14. Jahrhundert erbaut, im Ersten Weltkrieg zerstört und später im Barockstil, den sie im 17. Jahrhundert hatte, wieder aufgebaut.
In Nova Gorica befindet sich eines der vier Theater, die zusammen das Slowenische Nationaltheater bilden. Es wurde 1969 gegründet und 1994 durch ein neues Gebäude ergänzt. Das Repertoire des Theaters umfasst zeitgenössische und klassische Stücke.
Im Jahr 2025 teilen Nova Gorica und Gorizia ein gemeinsames Ziel: Europäische Hauptstadt der „Borderless Culture“, der grenzenlosen Kultur zu sein.
In beiden Städten werden in Kultur- und Open-Air-Räumen Projekte stattfinden, die Clownerie, Tanz, Mode, Gastronomie, Führungen durch das Kulturerbe und Theater beinhalten – und ein großes grenzüberschreitendes Tischfußballspiel!
Das Titelbild ist eine Collage aus: "Chemnitz. Rathaus" + "Gorica 1282"