- Ausstellung: Twin it! 3D for Europe’s culture
- Volkskundliches Erbe
Einige Gebäude, Denkmäler und Objekte des kulturellen Erbes sind bekannter als andere. Wenn wir in den Urlaub fahren oder Besucher zu den Sehenswürdigkeiten unserer Region mitnehmen, stehen einige Attraktionen immer ganz oben auf der Liste. Wenn man sie dann besucht, endet man oft in einer Menschenmenge.
Die Twin it! Kampagne hat einige, der gut besuchten und faszinierenden Kulturdenkmäler Europas in 3D digitalisiert, sodass wir dem Gedränge der Massen entkommen oder unseren Besuch abrunden können, indem wir sie ohne Zeitdruck aus nächster Nähe durch das Hereinzoomen in die 3D-Modelle erkunden, um unglaubliche Details und möglicherweise noch mehr zu entdecken, als es in natura möglich gewesen wäre.
Doch es geht dabei nicht nur um das Besuchererlebnis. Die Digitalisierung dieser beliebten Stätten und Gegenstände in 3D bewahrt sie in ihrem aktuellen Zustand, sodass eine weitere Beschädigung durch die Zeit, durch Umweltbelastungen oder Besuchermassen nicht dazu führt, dass wir keinen Zugang mehr zu unserer Geschichte und unserem Erbe haben.
Wie können 3D-Modelle uns helfen, früheren Zivilisationen näher zu kommen?
Etwas, das Menschen vor Tausenden Jahren geschaffen haben, aus der Nähe zu betrachten, ist eine ganz besondere Erfahrung. Aber das ist nicht immer möglich, denn diese antiken Stätten und Objekte sind heikel und können leicht durch Berührung oder Wettereinflüsse beschädigt werden.
KOLO (brez tekstur) by MGML on Sketchfab
Auf den ersten Blick wirkt es nicht besonders eindrucksvoll, aber dieses teilweise hölzerne Rad ist nicht nur alt, es ist uralt. Es stammt aus der Zeit um 3.200 v. Chr. und damit von einem der frühesten Radfahrzeuge der Welt.
Feuchter, sumpfiger Boden mit niedrigem Sauerstoffgehalt bietet außergewöhnliche Konservierungsbedingungen für organische Materialien wie Holz. Dieses Rad wurde zusammen mit zwei Holzbooten von Archäologen entdeckt, die 2002 in einem der Entwässerungsgräben des Pfahlbaus „Stare gmajne“ bei Vrhnika, Slowenien, Holzproben entnahmen.
Das Rad besteht aus zwei Eschenholzplatten, die mit vier Eichenkeilen verbunden sind. Die Achse ist aus einem einzigen Stück Eichenholz gefertigt, dessen rechteckiges Ende in die Öffnung des Rades passt.
Die Wahl des Holzes, die Überlegung, wie sich Holz bewegt, und die Details der Verbindung deuten darauf hin, dass es sich um die Arbeit eines geschickten Stellmachers handelt, der die Eigenschaften der verschiedenen Holzarten kannte. Aufgrund seiner technischen Perfektion ist dieses 5.200 Jahre alte Rad ein einzigartiges Artefakt, das einen Einblick in das Leben in prähistorischen Zeiten gewährt. Jetzt können Sie sich jedes Detail anhand des 3D-Modells ansehen.
Der Madara-Reiter ist ein frühmittelalterliches Felsrelief, das auf dem Madara-Plateau im Nordosten Bulgariens eingemeißelt wurde. Das Relief hat ein ernstes Konservierungsproblem – Winderosion, abfließendes Oberflächenwasser, Schneeschmelze und organischer Bewuchs lassen den Fels erodieren.
Das 23 Meter hohe Monument stammt aus dem Jahr 715 n. Chr. und ist das einzige Relief seiner Art, das seinesgleichen in Europa sucht. Da sich das Relief hoch oben an einer Felswand befindet, können Besucher den Reiter sehen, der einen Löwen mit seinem Speer absticht, aber sie kommen nicht an die historischen Inschriften heran, die in den Fels gemeißelt sind. Das 3D-Rendering des Madara-Reiters macht dies möglich und sorgt dafür, dass die Menschen noch lange Freude an ihm haben werden.
Römische Stätten gehören zu den meistbesuchten antiken Stätten in Europa. Die Twin it! Kollektion enthält ein Rendering einer der berühmtesten Darstellungen des Gottes Herkules. Der 3D-Scan dieser kolossalen Statue ermöglicht es Ihnen, die Äpfel zu betrachten, die er hinter seinem Rücken in der Hand hält, oder die Signatur auf dem Stein unter der Keule: ΓΛΥΚΩΝ ΑΘΗΝΑΙΟΣ ΕΠΟΙΕΙ (angefertigt von Glykon aus Athen).
Das Heidentor wurde gebaut, um militärische Triumphe in Carnuntum, einer römischen Legionsfestung in Österreich, zu feiern.
Das Tor bestand einst aus vier Bögen, aber nur noch einer ist erhalten. Mit einer 3D-Darstellung können Sie die Ruinen des Heidentors so sehen, wie sie heute aussehen, während Sie mit einer anderen eine Rekonstruktion sehen und sich vorstellen können, wie es wäre, durch das Tor zu gehen, um Ihren militärischen Sieg zu feiern oder einfach nur die antike Stadt Carnuntum zu betreten.
Wie kann die 3D-Digitalisierung zum Lernen beitragen?
Einer der Gründe, warum Einrichtungen und Stätten des kulturellen Erbes existieren und erhalten werden, besteht darin, den Menschen zu helfen, die Geschichten der Vergangenheit zu entdecken – um von den Herausforderungen und Errungenschaften vergangener Gesellschaften zu lernen und sich ihrer zu erinnern.
Das lettische Freiheitsdenkmal in Riga wurde im Gedenken an die Gefallenen des lettischen Freiheitskampfes (1918–1920) errichtet. Es ist ein Symbol für die lettische Souveränität, Einheit und Unabhängigkeit.
Das Denkmal wurde von dem Bildhauer Kārlis Zāle entworfen, der mit seinem Thema „Leuchte wie ein Stern!“ einen vom lettischen Premierminister initiierten Design-Wettbewerb gewann.
Dreizehn Skulpturen und Flachreliefs stellen die Geschichte und Kultur Lettlands dar und kombinieren mythische, allegorische und reale historische Ereignisse. An der Spitze des 19 Meter hohen Obelisken steht eine neun Meter hohe Statue der Freiheit, eine junge Frau, die drei vergoldete Sterne in den Händen hält, die die drei wichtigsten Regionen Lettlands symbolisieren.
Wenn Sie das Denkmal in 3D besichtigen, können Sie der Freiheit in die Augen sehen, was vom Boden aus nur schwer möglich ist!
Die National- und Universitätsbibliothek in Ljubljana, Slowenien, ist nicht nur ein Ort des Wissens und des Lernens, sondern auch ein monumentales Gebäude an sich.
Sie wurde zwischen 1936 und 1941 nach einem am Menschen orientierten Entwurf des Architekten Jože Plečnik errichtet und ist Teil seines städtebaulichen Vermächtnisses. Ihr Äußeres erinnert an einen Renaissance-Palast, während die Lobby mit ihrer zentralen Treppe starke Einflüsse der klassischen Architektur widerspiegelt.
Erkunden Sie das 3D-Gebäude und stellen Sie sich vor, was dieses Bauwerk für die Menschen in Slowenien im Europa der 1930er Jahre bedeutet haben könnte.
Das Alte Observatorium von Tartu, das heute als Museum betrieben wird, ist ein weiterer Ort des Lernens, aber diesmal mit Blick in den Himmel. Das Observatorium verkörpert die Anfänge der wissenschaftlichen Astronomie in Estland und ist eng mit der nationalen Identität Estlands verbunden, da hier 1988 zum ersten Mal die estnische Flagge gehisst wurde.
Die Erstellung des Observatoriums als digitales 3D-Modell sorgt dafür, dass noch mehr Menschen es kennenlernen können.
Das Zekate-Haus ist ein historisches Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert in der Stadt Gjirokastër. Sein 3D-Modell wurde Twin it! als Gastbeitrag aus Albanien zur Verfügung gestellt.
Das Haus ist bekannt für seine unverwechselbare osmanische Architektur und sein gut erhaltenes Interieur, das Besuchern einen Einblick in den Lebensstil wohlhabender albanischer Familien aus der osmanischen Zeit bietet. Das Äußere des Herrenhauses zeichnet sich durch Steinmauern, schmale Fenster und hölzerne Balkone aus, die mit kunstvollen Schnitzereien verziert sind. Es folgt dem typischen Grundriss osmanischer Häuser mit mehreren Etagen, die um einen zentralen Innenhof angeordnet sind. Entdecken Sie sie selbst mit dem 3D-Modell.
Heute ist das Zekate-Haus als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich und ermöglicht Besuchern, etwas über die Geschichte und das Erbe von Gjirokastër und seinen Bewohnern zu erfahren.
Wie können 3D-Modelle uns helfen, religiöses Erbe zu verstehen?
Sakrale Bauwerke und Objekte können uns oft viel über Gesellschaften und die Geschichte vergangener Jahrhunderte erzählen.
Da wäre zum Beispiel diese Kulturerbestätte in Olomouc, Tschechien. In prähistorischen Zeiten floss der Fluss March (Morava) zwischen drei Hügeln – St. Peter, St. Michael und St. Wenzel. Der St. Wenzelsberg war seit dem 10. Jahrhundert eine wichtige Handelsroute und ein wirtschaftlicher Knotenpunkt. Er war über vier Jahrhunderte lang der Sitz der böhmischen Königsdynastie und der Ort, an dem die mongolische Invasion des Westens im 13. Jahrhundert gestoppt wurde.
Die Přemyslidenburg und das Erzdiözesanmuseum in Olomouc sind daher ein zentraler Punkt der mährischen Präsenz in der europäischen Geschichte.
Zwei 3D-Modelle der alten Kirche von Petäjävesi in Finnland zeigen uns das Äußere der Kirche aus Kiefernholz sowie eine Nahaufnahme der blau, rot und weiß gestrichenen Kanzel, auf der viele Figuren, darunter der Heilige Christophorus, dargestellt sind.
Die Kirche wurde von dem Baumeister Jaakko Klemetinpoika Leppänen entworfen und zwischen 1763 und 1765 von lokalen Landbesitzern erbaut.
Die Adaption von Formen und Techniken unterschiedlicher Herkunft macht diese Kirche zu einem vielschichtigen Wahrzeichen und einem herausragenden Beispiel für die nordische Kirchenarchitektur.
Die 3D-Modelle wurden durch die Kombination von über 7.000 Fotos und fast 600 individuellen Laserscans erstellt.
Der Bau der Stiftskirche St. Martin, Bischof von Tours in Opatów ist eines der wertvollsten Denkmäler der romanischen Architektur und eine der am besten erhaltenen Basiliken aus dem 12. Jahrhundert in Polen.
Die Stiftskirche von Opatów beherbergt brillante Grabskulpturen aus der Zeit der Renaissance und birgt wertvolle Kunstwerke aus den Epochen der Gotik, der Renaissance und des Barock. Krzysztof Szydłowiecki (1466–1532) – Besitzer von Opatów und einer der mächtigsten Adligen seiner Zeit – machte die Kirche zu seinem Familienmausoleum.
Szydłowieckis Grabstein – ebenfalls in 3D gerendert – wurde in den Jahren 1533–1541 geschaffen. Sein berühmtestes Element ist das „Lament Opatowski“, eine Messingplatte, welche eine Gruppe debattierender Figuren zeigt, die um einen Tisch versammelt sind. Die Szene wird oft so interpretiert, dass die Höflinge die Nachricht vom Tod des Kanzlers Szydłowiecki beklagen, aber ihre wahre Bedeutung ist nicht ganz klar.
Sehen Sie sich das 3D-Modell an und überzeugen Sie sich selbst.
Die Heilige Krone von Ungarn, die auch als Stephanskrone bekannt ist, verkörpert seit über einem Jahrtausend die Geschichte und die königlichen Traditionen des Landes. Sie wurde im 12. Jahrhundert angefertigt und schmückte die Köpfe von über 50 Monarchen.
Die Krone wiegt über zwei Kilogramm und hat eine elliptische Form. Sie ist größer als ein normaler menschlicher Kopf, sodass der König einen Ledereinsatz (die „kapa“) in der Krone tragen musste. Die Krone ist aus Gold gefertigt und mit 19 „Pantokrator“-Bildern aus Emaille (griechisch für „Weltenherrscher“) sowie Halbedelsteinen, Perlen und Almandin verziert.
Seit dem Jahr 2000 ist die Heilige Krone im zentralen Kuppelsaal des ungarischen Parlamentsgebäudes ausgestellt. Sie symbolisiert die Souveränität und den unbeugsamen Willen des ungarischen Volkes.