- Ausstellung: Feste in Europa
- Sonnenschein und Singen
Der Sommer ist in vielen europäischen Traditionen mit Singen, Tanzen und Feiern verbunden. Bei wärmerem Wetter verbringt man gerne viel Zeit im Freien und fühlt sich mit der Natur verbunden. Im Sommer werden einige der fröhlichsten Traditionen, bei denen die Freude an der Natur im Mittelpunkt steht, gefeiert.
Maibäume
In vielen Regionen Europas - von den nordischen Ländern und Deutschland bis hin zu Teilen der Tschechischen Republik, Slowenien und der Schweiz - steht der Maibaum im Mittelpunkt der Sommerfeste. Es gibt viele Regeln darüber, wie der Maibaum anzustreichen und zu dekorieren ist und ob ein neuer Baum gefällt oder derselbe Stamm jedes Jahr wiederverwendet werden sollte.
Besonders aufwendig gefeiert wird die Tradition in Bayern. Die Burschen, die Jungen oder unverheirateten Männer des Dorfs oder Städtchens, fällen den Baum am 30. April oder 1. Mai und tragen ihn auf den Dorf- oder Marktplatz. Während sie den Maibaum von Hand aufstellen, wird von der ganzen Gemeinde mit Essen, Trinken und einer Blaskapelle gefeiert. Gemeinden in der ganzen Region wetteifern um den höchsten Maibaum – die Bäume können über 30 Meter hoch sein. Die Burschen bewachen ihren Maibaum, da andere Gemeinden oft versuchen, ihn zu stehlen. Wenn eine andere Gemeinde es schafft, den Maibaum zu stehlen, können die ursprünglichen Eigentümer ihn zurückfordern, indem sie einen Preis in Bier aushandeln - das beide Seiten gemeinsam trinken.
Der Maibaum ist auch ein wesentlicher Teil der skandinavischen - und insbesondere schwedischen - Tradition, wobei der majstång oder midsommarstång bei den Mittsommernachtsfesten aufgestellt wird. Dieses ist der längste Tag des Jahres und ist zusammen mit Weihnachten der wichtigste Feiertag in Schweden.
Der schwedische Maibaum hat die Form eines Kreuzes mit zwei herunterhängenden Kränzen. Er wird mit Birkenzweigen und Blumen dekoriert. Während des Nachmittags tanzen Gemeinden im Kreis rund um den Baum und singen typische Lieder, wie ‚Små grodorna’ (‚Kleine Frösche’). Am Abend flechten Frauen und Kinder Kränze aus Gräsern und Blüten der Jahreszeit, manchmal auch in traditionellen Kostümen gekleidet.
Es gibt sogar ein typisches Gericht für das Mittsommernachtsfest: eingelegter Hering mit saurer Sahne, Schnittlauch, Frühkartoffeln, Bier und Schnaps sowie frischen Erdbeeren. Im Gegensatz zu Weihnachten, das meist zu Hause mit der Familie gefeiert wird, wird Mittsommer gemeinsam mit Freunden oder sogar Fremden auf öffentlichen Plätzen gefeiert.
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Festas de São João
Auch in anderen Ländern als Schweden wird selbstverständlich Mittsommer gefeiert. In Porto, einer Stadt im Norden Portugals, versammeln sich Tausende von Menschen in der Nacht des 23. Juni. Bei den Festas de São João (Vorabend des Johannistags) wird die Zeit der Üppigkeit gefeiert, wenn die Natur ihren Höhepunkt erreicht hat.
Die Festas de São João, die von der katholischen Kirche als heidnisch betrachtet wurden, wurden später christianisiert und Johannes dem Täufer gewidmet.
Es ist ein Fest voller Traditionen: Man schlägt Passanten mit Lauchstangen auf den Kopf, und Frauen schlagen Männern sanft mit kleinen Zweigen Zitronenmelisse ins Gesicht. Weitere Traditionen sind das Springen über die in der ganzen Stadt verteilten Freudenfeuer und das Verschenken von Topfbasilikumpflanzen mit Gedichten an Freunde und Familienmitglieder; man genießt Heißluftballonfahrten und die Mitternachtsfeuerwerke über dem Fluss Douro.
Panigyria
In Griechenland finden jedes Jahr im August in Städten und Dörfern im ganzen Land ‚panigyria‘ statt. Diese traditionellen Feste sind wichtige gesellige Feste zu Ehren der Heiligen der Griechisch Orthodoxen Kirche sowie der Schutzpatrone örtlicher Gemeinden.
Jedes Inseldorf veranstaltet sein eigenes charakteristisches Dorffest (‚panigyri‘) mit gemeinsamem Kochen; man tanzt die ganze Nacht hindurch und trinkt Wein, der gratis gestiftet wird. Einige der berühmtesten ‚panigyri‘ werden auf Icaria, Tinos und Kefalonia gefeiert.
Auf Kefalonia soll das bevorstehende Jahr nach der Tradition der Schlangenjungfrau Unglück bringen, wenn in der Kirche und im Kirchhof keine kleinen Schlangen erscheinen.
In der Region von Epirus auf dem griechischen Festland zieht das Fest Hunderte von Menschen - fast ausschließlich Männer - an, die den traditionellen langsamen Tanz ‚tsamiko‘ tanzen.