- Ausstellung: Feste in Europa
- Feuer und Wasser
Die reinigende Kraft des Wassers
Wasser steht seit langem im Mittelpunkt von Traditionen und uralten Ritualen, nicht zuletzt der Tauffeier. Im Judentum ist das Eintauchen ein Symbol der Reinigung und Weihe. In der orthodoxen Kirche wird bei der Segnung des Wassers. für das Wasser und seine Kräfte des Lebens gedankt. Als eine Opfergabe an buddhistischen Schreinen symbolisiert das Wasser unser Streben nach Reinheit, während die Hindus daran glauben, dass sie durch ein Bad im heiligen Fluss Ganges von Sünden rein gewaschen werden.
Siebenschläfertag
Ganz im Zeichen des Wassers steht auch Unikeonpäivä oder der ‚Siebenschläfertag‘ in Finnland, der auf das Mittelalter zurückgeht und möglicherweise mit der Heiligenlegende von den Sieben Schläfernverbunden ist.
Unikeonpäivä ist ein Tag voller Spaß und Streiche. Da derjenige, der an diesem Tag im Haus am längsten schläft, als der Faulste betrachtet wird, wird er oder sie mit einem Spritzer Wasser ins Gesicht zum Aufstehen ‚animiert‘ - oder, wenn es einen See in der Nähe gibt, wird er oder sie einfach dort hineingeworfen.
Marzanna und Morė
Wasser gilt nicht nur als Quelle des Lebens und der Reinheit, sondern auch als eine Kraft des Zorns und der Zerstörung. In der slawischen Kultur ist Wasser die letzte Waffe gegen Marzanna oder Morena - eine Göttin, die mit dem Ende des Winters und dem Frühlingserwachen assoziiert wird.
Beim Jare Święto, soll das Ritual des Ertränkens einer Statue der Marzanna den Frühlingsanfang schneller herbeibringen und eine reiche Ernte versichern.
Bei dieser Tradition - heute eher ein Anlass, um Spaß mit Kindern zu haben - wird eine Strohfigur von einer Prozession getragen; die Menschen singen zu einem Fluss oder Teich, wo die Figur dann ins Wasser geworfen wird.
Während die Prozession auf dem Rückzug ist, wird weiter gesungen, doch wer zurückblickt oder stolpert, dem wird ein Unglück widerfahren.
In Litauen ist das Äquivalent der Marzanna die Morė, dessen Strohfigur nicht ins Wasser geworfen, sondern beim Höhepunkt der Užgavėnės.
Die Morė, die als böser Dämon gilt, der Alpträume bringt, ist ein Symbol für Zerstörung und Tod. Hier wird die Morė nicht getragen, sondern meist auf einem eigens für sie gebauten Pferdeschlitten mit Wagenrädern zum Scheiterhaufen gefahren.
Während der Fahrt von einer Seite zur anderen schwankend, sieht es aus als würde der Dämon mit den Händen winken, um sich gegen einen maskierten Mann mit der Peitsche zu verteidigen. Die Verbrennung der Morė symbolisiert den Sieg des Lichts über die Dunkelheit und impliziert, dass die Menschen die Kraft besitzen, ihren ermüdeten Geist und erschöpften Körper nach dem Winter zu beleben.
Leuchtfeuer
Die Walpurgisnach wird in Ländern wie der Tschechischen Republik, Slowenien, Litauen, Lettland, Finnland und Estland in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai (die im Volksglauben mit dem Hexensabbat zusammenfällt) gefeiert. Der Name des Festes leitet sich von der Heiligen Walpurga, ab, die Menschen und Tiere vor Hexerei und Krankheit bewahrt.
Auch in Schweden ist das Walpurgisfeuer oder ‚valborgsmässofirandet’ eine weitverbreitete Tradition zum Monat Mai, die am Vorabend des Maifeiertags gefeiert wird.
Das Fest wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wiederbelebt, als Arbeiterbewegungen Freudenfeuer in Stadtvierteln organisierten.
Ebenso wie Leuchtfeuer und Partys gehört es bei zeitgenössischen schwedischen Bräuchen zum Maifeiertag mit dazu, dass junge Leute dies zum Anlass nehmen, um sich über Regeln einfach hinwegzusetzen und Streiche zu spielen.
Auch bei Sonnwendfeiern werden Leuchtfeuer gezündet; die Sonnenwende ist der Tag, an dem einer der Pole der Erde am stärksten zur Sonne geneigt ist. Insbesondere in Nordeuropa ist die Sommersonnenwende eines der wichtigsten Feste im ganzen Jahr.
Während die genauen Daten dieses vorchristlichen Festes von einem Land zum anderen und je nach Kultur unterschiedlich sind, finden die Sommersonnwendfeiern meist zwischen dem 19. und 25. Juni statt.
In Dänemark und Norwegen, wo das Fest von der christlichen Kirche als Fest zu Ehren Johannes des Täufers (24. Juni) übernommen wurde, ist es als Johannistag bekannt.
Am Sankthans / Jonsok, werden Leuchtfeuer gezündet, und man versammelt sich zu Gegrilltem und Getränken, zum Singen, und man geht auf Jahrmärkte oder besucht Konzerte.
Martinsfeuer
St Martin von Tours (‚Sankt Martin’) wird am 11 Novembergefeiert und ist auch als Martinstag, Maartensdag, Martinmas und ‚Old Halloween‘ oder ‚Old Hallowmas Eve‘ bekannt. Doch lange bevor jegliche religiöse Bedeutung damit verbunden war, wurde dieser Tag im November als das Ende der Winterweizenaussaat und die Zeit des Schlachtens gemästeten Viehs gefeiert.
Leuchtfeuer sind ein wichtiger Teil der Traditionen zum Martinstag, so auch der Brauch von Kindern, die Laternen tragen und für ihren Gesang mit den Laternen Süßigkeiten erhalten ein Brauch, der in den Niederlanden besonders weitverbreitet ist.
In Frankreich und in Schweden wird am Vorabend des Martinstags oft Gans verzehrt. Der Legende nach soll der Heilige St. Martin sich in dem Versuch, sich vor seiner Weihe zum Bischof zu hüten, in einem Gänsestall versteckt haben, wobei er jedoch von den schnatternden Gänsen verraten wurde.
Feuerwerke
Bis heute übt Feuer eine magische Anziehungskraft aus, sodass es bei vielen Festen, wie zu Silvester, sehr weitverbreitet ist.
Feuerwerke sind in einer Reihe von Ländern ein weitverbreiteter Brauch, doch die meisten Feuerwerke zünden möglicherweise die Niederländer, die allein zu Silvester Millionen Euro für Feuerwerke ausgeben. Dies erklärt sich teils dadurch, dass diese Nacht die einzige Zeit ist, wenn jedermann ohne Schulung bzw. Erlaubnis Feuerwerke zünden darf.
Tausende von Menschen zünden Feuerwerke in Straßen, Parks und Gärten, wobei der Himmel stundenlang hell erleuchtet wird. Solche zahlreichen Feuerwerke bringen auch Nachteile mit sich, denn sie verursachen oft Körperverletzungen und Sachschäden; und sie zerstören auch kostbares Kulturgut, wie eine Windmühle aus dem 19. Jahrhundert, die im Jahr 2019 in Flammen aufging.
Elementares Feuer
Im orthodoxen Christentum steht das Feuer im Mittelpunkt des hochheiligsten Ereignisses des Jahres, des Holy Fire Easter in Jerusalem.
Die Feier ist mindestens 1200 Jahre alt, und dabei treten Zelebranten in die Grabeskapelle - die Grabesstätte Christi - ein und kommen mit Kerzen mit dem ‚heiligen Feuer‘ als Botschaft vom Himmel an die Gläubigen heraus. Die Einzelheiten über den Ursprung des Feuers sind ein streng gehütetes Geheimnis.
In der Audiodatei unten hören wir die Gesänge rund um das Heilige Osterfeuer, so wie es im griechischen Patriarchat Fener in Istanbul, Türkei, gefeiert wird.