- Ausstellung: Feste in Europa
- Feste und Fasten
Viele Traditionen Europas nehmen ihren Ursprung in religiösen Anlässen, mit einem wiederkehrenden Motiv von Zeiten des Fastens und der Besinnung vor oder nach Zeiten üppiger Festmahle.
Fasten
Das Fasten ist eine Form religiöser Anbetung, wobei die damit verbundenen Traditionen auch einen praktischen Zweck haben, nämlich Lebensmittel vor der Fastenzeit zu verbrauchen oder sie für eine andere Zeit aufzuheben.
Für viele gehören zu Weihnachten ein großes Festmahl, der Verzehr und Genuss einer üppigen Menge von Speisen dazu.
In Kroatien hingegen gibt es eine Tradition des Fastens oder bescheidenen Essens zu Heilig Abend (Badnji Dan). Der Gedanke dahinter besteht darin, derjenigen zu gedenken, die weniger haben. Nachdem den Tag über gefastet wird, nimmt man abends meist eine bescheidene Mahlzeit, bestehend aus getrocknetem Kabeljau (‚bakalar') oder einer anderen Fischsorte, serviert mit Salaten oder Kohl, zu sich.
Dann ist ein großes Festmahl am ersten Weihnachtstag weitverbreitet.
In christlichen Gemeinden ist die Passionszeit - das sind die 40 Tage vor Ostern - eine Zeit der Enthaltsamkeit von Essen und Feierlichkeiten, um sich in die Zeit der 40 Tage zu versetzen, die Jesus Christus in der Wüste verbrachte. Die Passionszeit beginnt am Aschermittwoch. In England ist der Tag davor als ‚Shrove Tuesday‘ bekannt.
Heute jedoch ist der Tag in Großbritannien und Irland eher als ‚Pancake Day‘ bekannt. An diesem Tag wurden traditionell Pfannkuchen gebacken, um üppige Nahrungsmittel, wie Eier, Milch und Zucker vor der Fasten- oder Passionszeit zu verbrauchen.
Die finnischen Laskiainen -Traditionen an diesem Dienstag vor der Passionszeit sind mit dem Essen vor einer Fastenzeit verbunden.
Viele verbringen einen geselligen Tag mit der Familie oder mit Freunden beim Schlittenfahren, Ski- oder Eislaufen.
Nach einem langen Tag an der frischen Luft, wenn man großen Appetit hat, gehört es zur Tradition, fetthaltige Speisen, wie Erbsensuppe oder‚laskiaispulla‘ zu essen; letzteres ist ein süßes Brötchen, das aufgeschnitten wird und mit Schlagsahne und entweder Mandelaufstrich oder Konfitüre gefüllt wird.
Karneval
In anderen Ländern ist der Tag vor Beginn der Passionszeit als ‚Mardi Gras‘ (Fastnachtsdienstag) bekannt und ist der Höhepunkt des Karnevals (je nach Region auch Fastnacht oder Fasching genannt). Es gibt viele verschiedene Karnevalstraditionen in Europa, die meist in überwiegend katholischen Regionen Europas gefeiert werden.
Alle Traditionen sind von großer Fröhlichkeit und Ausgelassenheit geprägt; vor Beginn der Passionszeit wird noch einmal ausschweifend gefeiert.
Karneval wird oft mit Umzügen, Maskenbällen, öffentlichen Partys oder Sitzungen, Essen und Trinken gefeiert, und Regeln werden über Bord geworfen.
In Rom, Italien, steht der Fastnachtsdienstag ganz im Zeichen der Tradition „La Smozza“. Während der Fastnacht konnten einige strenge Regeln zur Wahrung der öffentlichen Ordnung, die hauptsächlich auf religiösen Prinzipien beruhten, aufgehoben werden. Man konnte sich einige Freiheiten nehmen, ohne sich zu große Sorgen über die Auswirkungen zu machen. Während des Tages ist das Tragen von Maskenkostümen weitverbreitet.
In der Nacht von Fastnachtsdienstag findet das bezaubernde Kerzenrennen der ‚La Smozza‘ statt, bei dem die Teilnehmer eine Kerze oder kleine Laterne tragen und beim Rennen versuchen, sich ihre Lichter gegenseitig auszublasen.
Karnevalsfeste finden seit Jahrhunderten in ganz Europa statt. Eines der ältesten Feste findet in Nizza, Frankreich statt, wo die frühesten Aufzeichnungen über den Karneval auf das Jahr 1294 n. Chr. zurückgehen.
Seit dem 19. Jahrhundert gibt es zum Karneval von Nizza einen Umzug mit Maskenkostümen, Riesenfiguren und Festwagen mit Dekorationen aus Pappmaché.
Heute erstreckt sich die Karnevalssaison über eine Periode von zwei Wochen vor Beginn der Passionszeit; jedes Jahr ist der Karneval einem anderen Thema gewidmet.
In Deutschland ist der Karneval auch als Fasching bekannt. Dieses Video aus dem Jahr 1905 zeigt einen Karnevalsumzug in einer Kleinstadt bei Frankfurt.
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In Pisa, Italien, ist das Gioco del Ponte ein historisches Fest, dessen Ursprünge auf den Karneval zurückgehen. Dies ist ein Spiel oder Kampf zwischen verschiedenen Mannschaften, die verschiedene Stadtviertel vertreten und die versuchen, einen Wagen über eine Brücke über den Arno zu schieben.
Heute findet das Fest im Juni statt, doch ursprünglich fand es an Sankt Antonius (17. Januar) statt und setzte sich über die Karnevalsperiode bis zum Beginn der Passionszeit fort.
Der chaotische, sportliche Kampf des Spiels deutet auf seine Ursprünge in der Karnevalszeit hin, wo Regeln aufgehoben werden und das ganze Volk fröhlich und ausgelassen feiert.
Ramadan
Während die Feierlichkeiten und Feste zu Karneval einer Fastenperiode vorausgehen, stehen die Feste für die muslimischen Bevölkerungen Europas am Ende des Fastenmonats Ramadan.
Während des Ramadan essen und trinken die Muslime vor Sonnenaufgang und dann erst wieder nach Sonnenuntergang. Das Fasten soll den Körper nach einem Jahr des Essens und Trinkens entgiften. Während dieser Zeit beten und meditieren die Muslime mehr als in den anderen Monaten des Jahres; sie gehen fünfmal am Tag zur Moschee, wo sie am Teravih Nama, einer Anbetung für den Monat Ramadan, teilnehmen.
Die Mahlzeiten an den Abenden des Ramadan heißen Iftar. Das große Fest am Ende des Monats dauert drei Tage lang. Das Fest zum Ende des Ramadan wird in verschiedenen Nationen unterschiedlich gefeiert.
Das Ende des Ramadan wird mit dem Eid al-Fitr gefeiert. Der erste Tag beginnt mit einem großen Frühstück. Das Fest wird bei gegenseitigen Familienbesuchen gefeiert. Dabei beschenkt man sich gegenseitig mit Desserts und traditionellen Speisen und Gerichten. Die Kinder ziehen von Haus zu Haus und küssen die Hände älterer Nachbarn als Zeichen des Respekts. Dafür erhalten sie oft Süßigkeiten oder kleine Geldbeträge.