- Ausstellung: Das Europäische Parlament: 70 Jahre europäische Demokratie in Aktion
- 70 Jahre europäische Demokratie – Grund zum Feiern
Bei einer feierlichen Sitzung im November 2022 im Straßburger Plenarsaal erinnerten die Abgeordneten an die Gründung der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) 1952, die der Vorläufer des Europäischen Parlaments war.
EP-Präsidentin Roberta Metsola eröffnete die Sitzung und betonte, dass die Versammlung in den 70 Jahren seit ihrer ersten Tagung 1952, noch als Versammlung der EGKS, stetig an Bedeutung gewonnen habe. Sie sagte:
Das Europäische Parlament ist zum einzigen direkt gewählten, mehrsprachigen, transnationalen Mehrparteienparlament der Welt geworden. Seine 705 direkt gewählten Mitglieder sind Ausdruck der europäischen Öffentlichkeit (...). Heute mehr denn je ist dieses Parlament die demokratische Stimme der Bürgerinnen und Bürger und steht für die Wahrung der der demokratischen europäischen Werte.
Auf Metsolas Rede folgten die Beiträge der Premierminister der drei Arbeitsorte des Parlaments.
Das heutige europäische politische Projekt wird vor allem von visionären Bürgerinnen und Bürgern, den Bürgerinnen und Bürgern Europas, vorangetrieben (...). Das EP ist einer der mächtigsten Gesetzgeber der Welt. Heute können Europäerinnen und Europäer stolz sein auf den Weg, den wir gemeinsam gegangen sind (...). Vor dem Hintergrund der langen Geschichte der Gewalt unter den europäischen Ländern steht dieses Haus für eine Form der Katharsis zugunsten Europas, es steht für das Beste in uns Europäern.
Belgiens Premierminister Alexander de Croo
Sieben Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde beschlossen, gemeinsam etwas zu schaffen. Damals riskierten die Menschen ihr Leben, wenn sie anders waren, heute sind die Bürgerinnen und Bürger hier, in diesem Teil der Erde, frei (...). Ich hätte nicht das Recht gehabt, während des Zweiten Weltkriegs als freier Bürger zu leben: Ich bin liberal, habe einen jüdischen Familienhintergrund und bin mit einem Mann verheiratet. Und hier bin ich heute, ein Regierungschef. Das ist das europäische Projekt. Sie mögen anders sein, aber hier liegt unser Reichtum: in dieser Vielfalt.
Luxemburgs Premierminister Xavier Bettel
Straßburg ist die Idee Europas – Europa, das seine Vergangenheit, aber auch seine gemeinsame Zukunft hat. Und wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, was Europa ist, woher es kommt und in welche Richtung es sich entwickelt.
Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne
Nach den Premierministern betonten die Rednerinnen und Redner der sieben Fraktionen im Parlament, dass ein demokratisches Europa nur möglich ist, wenn es eine Zukunft hat, und dass es notwendig ist, das Europäische Parlament mit vollen legislativen Befugnissen zum Vorteil der Bürgerinnen und Bürger auszustatten, wobei die Unionsbürgerschaft die nationale Staatsbürgerschaft stärkt.
Der ursprüngliche Geist des Parlaments bestand darin, eine politische Institution zu schaffen, die für jedes Land offen ist, und keinem Land ablehnend gegenübersteht. Wir müssen, so die Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen, auch weiterhin für diesen Geist stehen und diesen an die Zeit, in der wir leben, anpassen. Im Hinblick auf die Herausforderungen, vor denen Europa steht, sei es notwendig, den Geist von 1952, der zur Gründung dieser Institution geführt hat, wiederzuentdecken. Auch kritische und antieuropäische Auffassungen wurden geäußert - die nach den Worten von Präsidentin Metsola Belege für den Pluralismus, die Vielfalt und die Demokratie im Parlament seien.
Die feierliche Sitzung endete mit einer Aufführung von Beethovens Ode an die Freude.
Eröffnungsrede von Roberta Metsola